Inhalt
DIE JAGD BEGINNT!
In den feuchten Regenwäldern Mittelamerikas wird eine gut erhaltene Maya-Stele entdeckt, auf der die Archäologen neben bekannten Hieroglyphen auch vollkommen fremde Symbole entdecken.
Donavon MacAllon, Experte für altertümliche Schriften und Kalendersysteme an der Universität von Edinburgh, wird von einer an der Ausgrabung beteiligten Studienkollegin um Unterstützung bei der Deutung dieser Symbole gebeten. Der Fund erregt unwillkommene Aufmerksamkeit, nachdem Donavon und das Ausgrabungsteam im Umkreis der Stele Trümmer einer gigantischen Maya- Metropole finden sowie eine versiegelte Kammer öffnen. Die Kammer enthält ein hochtechnisiertes Archiv über die Geschichte des zerstörten CORUUM, das mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Erste Auswertungen und die handstreichartige Übernahme des Ausgrabungsortes durch den amerikanischen CIA mit Unterstützung von Elitetruppen der US-Marines bekräftigen Donavon in seinem Verdacht, es hier mit weit mehr als einem spät-klassischen Maya-Fund zu tun zu haben. Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen, als sich bei der Erkundung eines befestigten, unterirdischen Komplexes die Rückkehr seiner ursprünglichen Erbauer ankündigt.
Donavon und sein Team sehen sich plötzlich zwischen allen Fronten in einem erbittert ausgetragenen Kampf zweier Mächte um verborgene Informationen und Einfluss, welche die Erde zum Austragungsort einer jahrtausendealten Feindschaft zu machen drohen.
Leseprobe
1 Prolog
Guatemala, Region um Tikal
17. August 2014
30396/8/5 SGC
Die letzten roten Strahlen der untergehenden Sonne kratzten an den verwitterten Überresten des in Kalkstuck geformten Bildnisses von Jasaw Chan K’awiil, dem 26. und letzten großen Herrscher der einstigen Maya-Metropole Tikal. Seine 19 Meter hohe Reliefdarstellung im Schmuckkamm auf der Spitze der Tempelpyramide I, dem höchsten Gebäude Tikals, blickte seit mehr als eintausend Jahren wehmütig über den Großen Platz hinweg auf ein nahezu spiegelbildliches Bauwerk, das in der Spitze das Relief seiner damaligen Geliebten trug.
Dr. Pete Williams hatte heute keinen Sinn für Romantik. Er hatte seit langem aufgehört, den äußerlichen Aspekten der Ruinenstadt viel Aufmerksamkeit zu widmen. Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, der ihm trotz der buschigen Brauen immer wieder in die Augen lief. Seit einer knappen halben Stunde stocherte er in zwölf Metern Höhe auf der Südseite der Mundo-Perdido-Pyramide mit einem kleinen Spachtel in einer zwei Finger breiten, regelmäßigen Fuge, die um einen kopfgroßen Kalkquader herumlief.
Es wäre nichts Besonderes an der Fuge um den leicht trapezförmigen Quader – und dem Quader selbst – gewesen, schließlich gab es Zehntausende von ihnen allein in diesem Bauwerk, wären beide nicht so außergewöhnlich gleichmäßig gewesen.
Normalerweise hätte er sie niemals entdeckt. Es war wie so oft in solchen Fällen Glück im Spiel gewesen.
Während der letzten Monate war der Pyramidenkomplex aufwendig von seiner Moos- und Geröllschicht gereinigt worden. Pete hatte die im Sonnenlicht hell strahlende Veränderung seit seinem letzten Besuch erfreut zur Kenntnis genommen. Die sintflutartigen Niederschläge der letzten Nacht hatten danach leichtes Spiel gehabt, die nach der Reinigung verbliebenen Wurzel- und Geröllreste aus den breiten Fugen zu waschen. Im schräg stehenden Licht der Spätnachmittagssonne war Pete die wie mit einen Laser geschnittene Fuge in der sonst riefigen und unregelmäßigen Oberfläche des Bauwerkes nach mehrmaligem Hinsehen aufgefallen.
Er war die Südtreppe bis zur dritten Gebäudestufe hinaufgeeilt und hatte sich in einem akrobatischen Akt fünf Meter über die schräge und raue Fassade wieder auf die zweite Gebäudestufe hinuntergehangelt.
Schwer atmend hatte er minutenlang vor der exakten Fuge gestanden, bevor er sich seines Archäologie-Spachtels erinnerte und mit ihm die Tiefe der Fuge zu erforschen begann. Seine anfängliche Überraschung steigerte sich zur Fassungslosigkeit, als er außer einzelnen Wurzelfäden und Steinchen nichts zu Tage förderte und er an keiner Seite des Quaders mit dem Spachtel auf ernstzunehmenden Widerstand stieß. Der zentnerschwere Kalkquader konnte nicht einfach berührungslos zwischen den anderen schweben, gehalten von Pflanzenresten. Er musste irgendwo in der dicken Mauer ein Widerlager haben.
Er strich mit der Hand vorsichtig über die Kanten des Quaders. Sie sahen so exakt aus, als könnte er sich leicht die Finger daran abschneiden. Wieder wischte er sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und rückte seine Brille zurecht. Die Luftfeuchtigkeit war im Windschatten der Pyramide drückend geworden. Die Kalkquader schienen die während der Mittagshitze aufgesogene Wärme direkt auf Pete zurückzustrahlen. Das allgegenwärtige Sirren der hungrigen Mücken nahm er nur noch am Rande zur Kenntnis. Er unterbrach seine Untersuchungen und setze sich erschöpft für einen Moment auf den zwei Meter breiten, von Kalksedimenten überzogenen Absatz. Sein Blick schweifte ab und glitt über die neun am Fuße der Pyramide aufgereihten Stelen der Terrasse zu dem zehn Meter breiten – die gesamte Struktur umgebenden – Rasenstreifen in den direkt dahinter beginnenden, tiefgrünen Regenwald.
Die schwüle Luft des Tages hatte den Nachmittag genutzt, sich weiter mit Wasser voll zu saugen, während das Blau des Himmels sich nach Süd-Osten hin immer mehr im Dunst hoher Wolken verlor. Innerhalb weniger Jahre würde die durch das feuchte Klima begünstigte Vegetation sich diese Strukturen wieder einverleibt haben, wäre nicht der ununterbrochene Kampf der Park-Ranger mit ihren großen Rasentraktoren gewesen.
Wieso war dieser Quader dann so regelmäßig?
Pete erhob sich. Seine Hand umfasste beim Aufstehen etwas Festes.
»Was?«
Überrascht zog er den Gegenstand unter dem Kalkschutt hervor. – Ein Stück Draht, vermutlich ein Überbleibsel der Gerüstkonstruktionen, welche in unregelmäßigen Abständen zur Instandhaltung dieser Gebäude errichtet wurden.
Genau das Richtige!
Er bog den Draht einigermaßen gerade und fuhr mit ihm um den Quader herum. Das ungefähr einen Meter lange Metallstück verbog sich bereits durch sein Eigengewicht. Pete richtete den Draht mehrfach und wollte schon nach einem anderen Hilfsmittel suchen, als er tief in der Fuge an der Unterseite des Quaders einen Widerstand spürte. Er tastete gezielt danach und war sich nach ein paar Minuten sicher, unter der Mittelachse des Steins einen Mechanismus gefunden zu haben. Er stieß den Draht ein weiteres Mal kraftvoll nach hinten.
Der Quader verschwand vor seinen Augen. Er glitt nicht nach innen oder nach außen – er löste sich förmlich auf. Erstaunt taumelte er einen Schritt zurück und wäre beinahe rückwärts von der Pyramidenstufe gefallen. Ein trapezförmiges, dunkles Loch befand sich vor ihm in der Wand. Schwer atmend trat er heran und sah hinein. Ein paar Käfer hingen überrascht im Freien. Sonst nichts als Schwärze! Mit der rechten Hand tastete er sich voran. Er hatte den Arm fast ganz ausgesteckt, als seine Finger in eine unregelmäßig geformte, handtellergroße Mulde griffen. Impulsiv drückte er die Fingerspitzen in die Mulde.
Nichts!
Pete zog seinen Arm heraus und sah in die Öffnung. Er wartete, bis sich seine Augen dem Dämmerlicht angepasst hatten.
Da war etwas!
An der rechten Seite der Öffnung glaubte er eine gleichmäßige dreieckige Gravur zu erkennen. – Genau genommen waren es vier gleichschenkelige Dreiecke, die wie Strahlen an einer Spitze miteinander verbunden waren. Von der linken Seite der Öffnung, etwa einen halben Meter im Innern, beobachtete ihn jemand. Pete blinzelte irritiert. Wind strömte ihm aus dem Inneren der Pyramide entgegen und trieb ihm Tränen über die Wangen.
»Professor!«
Er ignorierte den Rufer. Es war eine weitere Gravur! Sie glich einem lidlosen Auge mit zwei übereinanderstehenden Pupillen, von denen eine nach oben und die andere nach unten sah.
»Professor!«
Pete drehte sich gereizt um.
»Was?«
Eine hübsche junge Frau, in den traditionell bunten Farben des Landes gekleidet, stand am Fuße der Pyramide, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah fragend zu ihm auf.
»Hier stecken Sie! Wir suchen Sie seit einer Stunde. Der Bus wartet. Kommen Sie, Professor.«
»Sinistra, ich habe hier etwas entdeckt!«
Ihr dunkles, glattes Haar hatte die Mitarbeiterin des archäologischen Instituts von Guatemala modisch kurz geschnitten. Zwei Haarsträhnen umspielten ihr leicht ovales Gesicht auf Höhe der Nasenspitze. Ihr Lächeln entblößte weiße, perfekte Zähne. Ihre kohlschwarzen Augen funkelten Pete spitzbübisch an und ließen keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier das Sagen hatte.
»Da sind sie nicht der Erste, Professor. Sie stehen auf der ältesten Struktur in dieser Stadt, abseits der erlaubten Wege, und wenn ich ein Ranger wäre, würde ich Sie jetzt dafür zur Kasse bitten, dass sie darauf herumturnen.«
Pete gestikulierte herum. »Nein, nein. Das verstehen Sie falsch. Hier ist etwas.«
»Kommen Sie, Professor. Es wird dunkel. Sie brechen sich noch den Hals, wenn sie weiter da oben bleiben. Lassen Sie uns fahren.«
Hilflos sah sich Pete um. Aber die junge Frau hatte Recht. Das Tageslicht wurde zusehends schwächer. Er würde heute hier nichts mehr ausrichten können. Er warf einen letzten Blick in die dunkle Öffnung und setzte sich dann resignierend auf den Stufenabsatz, hängte die Beine über den Rand auf die schräge Wand zur unter ihm liegenden Stufe, überwand ein kurzes Angstgefühl und rutschte über den rauen Kalkbelag die fünf Meter bis zum nächsten Absatz hinunter. Seine Jeans würde er wohl nicht noch einmal anziehen können. Von der untersten Stufe führte ihn eine über die gesamte Südseite der Pyramide reichende Treppe zu seiner Führerin.
Er bleib stehen und sah die mittlerweile vollkommen im Schatten liegende, steil ansteigende Schräge der Absätze hinauf. Die Öffnung war bereits von hier aus nicht mehr zu erkennen. Sinistra hakte sich bei ihm unter und zog ihn auf dem kürzesten Weg um die Pyramide herum, über die kurz gemähten Rasenflächen zurück zum Großen Platz, wo seine Studenten auf sie warteten, um gemeinsam die Rückfahrt nach Flores anzutreten. Die Luft war weiterhin drückend. Noch fehlten die letzten Anzeichen für eine Wiederholung der täglichen sintflutartigen Niederschläge, aber Pete war sich sicher, dass er auch in dieser Nacht wieder ein eindrucksvolles Gewitter der einsetzenden Regenzeit erleben würde.
Er war am Morgen mit seinen Studenten unter der Führung von Sinistra aus ihrem Hotel in Flores zu der eintägigen Besuchstour nach Tikal aufgebrochen. Sie hatten für die Herfahrt mit dem klapperigen Bus fast zweieinhalb Stunden benötigt. Das war eine Stunde mehr als gewöhnlich und den unverhältnismäßig starken Regenfällen der letzten Tage zu verdanken. Die Schotterpiste, die hier den stolzen Namen Hauptstraße trug, war auf weiten Strecken aufgeweicht und teilweise auch überschwemmt gewesen.
Tikal lag im guatemaltekischen Bundesstaat Petén, dem zweitgrößten Regenwaldgebiet auf dem amerikanischen Kontinent. Obwohl sie bereits vor dem Morgengrauen losgefahren waren, hatten sie viel Zeit verloren und waren bei weitem nicht die ersten Besucher bei den Ruinen der vor gut eintausendeinhundert Jahren untergegangenen Stadt gewesen.
Die Kalksteinstufen der Tempelpyramiden waren im Laufe der Jahrhunderte zum Teil stark verwittert und es bedurfte des Geschicks einer Bergziege und hoher Konzentration, um die Kletterei hinauf - und vor allem wieder herunter - heil zu überstehen. Seine Beine hatten am Nachmittag leisen Protest angemeldet, noch weitere Strukturen zu erklimmen, und so hatte er sich der Mundo Perdido zugewandt – mit dem bekannten Ergebnis.
Ihre junge Führerin hatte die Ersteigung der westlichen Tempelpyramide, des Tempels der Masken, gleich als Erstes nach ihrem Eintreffen vorgeschlagen. Ihr bildhaft, von der in knapp fünfzig Metern Höhe über dem Dach des Regenwaldes liegenden Altarplattform, gehaltener Einführungsvortrag über Tikal hatte die Ruinen und die großen Plätze in ihren Köpfen wieder zum Leben erweckt.
Pete und die Studenten hatten einen ausgezeichneten Ausblick über das gesamte Areal der Stadt gehabt, die in ihrer zweiten Blütezeit um 700 nach Christus auf einer Fläche von mehr als fünfzig Quadratkilometern weit über fünfzigtausend Einwohner beherbergte und in der auch die beiden Tempelpyramiden, die das heutige Wahrzeichen der Mayakultur bilden, von Yik’ In Cham K’awiil, dem Sohn des Königs Jasaw Chan K’awiil als Beerdigungsstätten für seine Eltern erbaut wurden. Eine Besonderheit in der Geschichte von Tikal war das Ende der ersten Blütezeit der Stadt im Jahr 562, wo es der benachbarten, feindlichen Metropole Calakmul zum ersten Mal gelang, aus bis heute ungeklärten Gründen, Tikal zu erobern.
Pete kannte die Diskussionen um einen wirtschaftlichen Kollaps, ohne ihn wirklich überzeugend zu finden. Für ihn war die Argumentation eines Zusammenbruchs der Nahrungsmittelversorgung infolge der intensiven Landwirtschaft, gefolgt oder begleitet durch langanhaltende, verzehrende Kriege gegen Nachbarkönigreiche, nicht schlüssig. Wie konnte eine über Jahrtausende auf Landwirtschaft spezialisierte Kultur von zurückgehenden Bodenerträgen überrascht werden? Das geschah schließlich nicht von heute auf morgen.
Die Pyramide der Masken, wie die Tempelpyramide II auch genannt wurde, lag fast im Zentrum des ausgegrabenen Tikal. Sie wurde eingerahmt von der Struktur Mundo Perdido im Südwesten, welche die ältesten Gebäude Tikals beherbergte, dem Tempel IV im Nordwesten, der Nordakropolis im Norden und der Gruppe G oder dem Palast der senkrechten Riefen im Süden, benannt nach der prägnanten Verzierung der Palastaußenwände.
Am gegenüberliegenden Ende des Großen Platzes, am südlichen Rand der östlichen Tempel-Pyramide, befand sich der ausgegrabene Ballspielplatz. Die Hauptmerkmale der Maya-Ballspielplätze waren ihre Zielsteine, den heutigen Toren entsprechend, nur mit dem Unterschied, dass es sich entweder um in den Boden eingelassene Steinscheiben von knapp einem Meter Durchmesser oder um massive, mit reichen Verzierungen versehene Steinringe handelte, welche in zwei bis drei Metern Höhe an den gemauerten Seitenwänden der Ballspielplätze befestigt waren. Die Abgrenzung der Spielfelder erfolgte üblicherweise durch Mauern oder Treppen, welche gleichzeitig als Sitzfläche fürs Publikum dienten und die oft fließend in die Architektur angrenzender Bauten übergingen.
Pete holte seine Gedanken zurück. Dies war die beste Aussicht, die Tikal zu bieten hatte, und sie erleichterte die Orientierung für die anschließenden Besichtigungen des restlichen Tages.
Seit Jahren besuchte er Tikal mindestens zweimal mit Studenten seiner Universität, dem California Institute of Applied Science (CIAS). Er war jedesmal aufs neue fasziniert von der Geometrie der Stadt, ihrer Gebäude und Straßen und der exakten Ausrichtung jedes Steins nach den Himmelsrichtungen.
Jetzt am Abend hatte sich die Stadt um sie herum weitestgehend geleert. Seine Studenten empfingen ihn mit Anspielungen auf sein Zeitgefühl, als er mit Sinistra bei ihnen eintraf. Gemeinsam gingen sie zum altersschwachen Bus, der sich sofort in den abebbenden Strom der heimfahrenden Besucher einordnete. Die Straße war nach wie vor durch den Regen in schlechtem Zustand, und ihr Bus tat sich schwer mit den schlammigen Schlaglöchern. Der Abstand zu den vor ihnen fahrenden Fahrzeugen vergrößerte sich ständig, was die hinter ihnen Fahrenden zu teilweise waghalsigen Überholmanövern veranlasste.
Pedro, ihren Fahrer, einen ergrauten Indio weit über die Fünfzig, schien das nicht zu stören. Es machte ihm sichtlich Spaß, den nachfolgenden Fahrzeugen den Überholvorgang so schwer wie möglich zu machen. In der schnell heraufziehenden Dunkelheit waren sie schließlich die Letzten auf dem Weg in Richtung Stadt. Die Busscheinwerfer blinzelten in die Dunkelheit, in der Pete kaum etwas erkennen konnte. Er hatte sich auf den freien Platz neben Pedro gesetzt und starrte in Gedanken über seine Entdeckung gleichgültig aus dem Fenster. Hinter ihm wurde es ruhiger, als seine Studenten nach und nach einnickten. Im sanften Geschaukel des Busses gab auch Pete den eigenen Kampf gegen die Müdigkeit schnell auf.
Ein harter Schlag und ein lautes metallisches Geräusch, gefolgt vom scharfen Bremsen des Busses, warfen ihn beinahe von seinem Sitz. Pedro sah überrascht aus seinem Seitenfenster und brachte den Bus endlich quietschend und polternd zum Stehen.
»Was ist los?«, knurrte Pete verstimmt in Richtung des Fahrers. Er rieb sich die Schulter, mit der er gegen die Frontscheibe geprallt war, und schob sich die Brille zurecht.
Pedro strich sich mit der faltigen Hand über müde Augen und sah ihn verlegen an. » Nichts, gar nichts, Señor, ich bin ein wenig von der Straße abgekommen und über einen Stein gefahren.«
»Lassen sie mich raus, ich sehe mir das an.« Pedro öffnete die Tür und Pete sprang auf den Schotter der Straße. Die Luft war immer noch sehr feucht, aber leicht abgekühlt und erfrischte ihn ein wenig. Er ging um den Bus herum. Der stand halb neben der Schotterpiste und war über zwei fußballgroße Felsenstücke gerumpelt, die Pete ein paar Meter hinter der zerbeulten Stoßstange fand.
Er besah sich das linke Vorderrad. Es hatte unter einer hellen Kalkschlammkruste unzählige Dellen, die jedoch älter zu sein schienen. Der Reifen war in einem bedauernswerten Zustand, fast ohne Profil, schien jedoch noch ausreichend Luft zu haben. Pete atmete durch. Glück gehabt! Damit sollten sie eigentlich weiterfahren können.
Hinter sich hörte er Schritte. »Ah, Señor, wie ich gesagt habe, nichts passiert. Pedro hat nur ein Auge zugemacht. Ab jetzt geht es besser. Wir können sofort weiterfahren.« Der grauhaarige, alte Indio grinste ihn um Vergebung heischend an und machte ein paar Schritte Richtung Straßenrand, um sich zu erleichtern.
Einige Studenten waren ausgestiegen und folgten dem gleichen Drang. Sie verteilten sich hinter Felsen und vereinzelt stehenden Kiefern und ein leises Stimmengeplapper hing in der Luft, während ihre Kommilitoninnen die passenden Bemerkungen dazu machten.
Pete zündete sich eine Zigarette an und schlenderte über die Straße auf eine größere Felsenformation zu, möglichst allen pinkelnden Studenten weiträumig ausweichend. Mittlerweile hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und das Licht des aufgehenden Vollmondes reichte zwischen den schnell dahinziehenden Wolkenfetzen aus, die Umgebung leidlich gut zu erkennen.
Der Boden war hier von einer Schicht Kalkkiesel und Felsgeröll bedeckt. Er musste aufpassen, wohin er trat. Er stieg einen kleinen Vorsprung hinauf und bleib vor einem ungefähr zwei Meter breiten Spalt im Fels stehen, der wie ein Schnitt mit einem schartigen Messer den Felsvorsprung durchzog. Er war bis zur Hälfte mit kleinem Geröll aufgefüllt. Vereinzelt funkelten große Pfützen im Mondlicht. Zu seiner Rechten verschwand der Spalt nach einigen Metern im Felsen, zu seiner Linken flachte er sich Richtung Straße ab.
Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Almond, einer seiner Studenten, stolperte den Spalt von der Straße kommend unter ihm entlang.
»Oh, hallo, Professor. Ich wollte nur mal eben für kleine Jungs, Sie wissen schon - die ganze Rüttelei im Bus.« Er winkte ihm zu und folgte vorsichtig dem Verlauf des Spalts.
»Paß auf, du kannst dir da leicht den Fuß verdrehen – oder Schlimmeres!« Almond grinste zurück und beeilte sich, weiter zu kommen.
Pete schlenderte Richtung Bus. So weit er im schimmernden Innenlicht der Kabine sehen konnte, waren alle bis auf Almond wieder da.
Er schnippte den Zigarettenstummel weg und lehnte sich an die geöffnete Tür. Aus der Richtung Tikals näherte sich ein Paar Scheinwerfer und verlangsamte seine Geschwindigkeit, als es die Stelle mit dem Bus passierte. Pete winkte dem Sargento zu, als dieser stoppte und das Fenster seines Pick-ups herunter ließ.
»Alles in Ordnung bei Ihnen, Señor?« Dunkle Augen musterten Pete und den Bus. Als der Polizist Pedro erkannte, winkte er ihm mit einem Zigarillo zu.
»Ja, vielen Dank. Wir machen nur eine kurze Pause.« Der Sargento nickte Pete zu und beschleunigte wieder Richtung Flores.
»Wir müssen weiterfahren, Professor, sonst bekommen wir im Maya International nichts mehr zu essen.« Sinistra steckte ihren Kopf aus der offenen Tür und sah ihn an.
»Almond fehlt noch. Er muss gleich kommen.«
»Was haben Sie denn gefunden, Professor?«, fragte sie mit einem Lächeln. Pete wandte sich zu ihr um und bemerkte erneut, was für eine schöne junge Frau sie war. Er vergegenwärtigte sich ihre Frage und wurde ernst.
»Eine sehr merkwürdige Hieroglyphe, Señorita. Ich dachte, ich würde die meisten Handschriften hier in der Gegend kennen, aber dieser Stil ist mir vollkommen unbekannt.«
Sinistra runzelte die Stirn. »Beschreiben Sie sie mir bitte, Professor!«
Pete sah sich um und ging ein paar Schritte zu einer grasfreien Stelle neben dem Bus. Er kniete nieder und zeichnete mit einem abgebrochenen Kiefernzweig das lidlose Auge mit den zwei übereinanderstehenden Pupillen in den Sand, wie er es in der Öffnung gesehen hatte.
Sinistra betrachtete das Bild eine Zeitlang und schüttelte dann entschieden den Kopf. »Kenne ich nicht, Professor. Die Typologie zeigt auch keinerlei Verwandtschaft zu den hiesigen Hieroglyphen.«
Er erhob sich wieder. »So sah sie aus.« Pete zuckte mit den Schultern. »Wir können sie uns jederzeit wieder ansehen.«
Sinistra kräuselte ihre Nase und kleine Grübchen erschienen auf ihren Wangen. »Sind Sie sicher, dass es nicht erst kürzlich – so in den letzten zwanzig Jahren – von Touristen hinzugefügt wurde?«
»Auf keinen Fall, es – «
»Professor!«
Er drehte sich um. Ron, einer seiner Studenten, kam außer Atem auf ihn zugerannt.
»Kommen Sie schnell, ich glaube, Almond ist in einer Höhle eingeklemmt.«
»Ich komme mit Ihnen, Professor«, sagte Sinistra und schloss sich Pete an.
Zu dritt liefen sie den Felsspalt hinab, in dem Pete Almond zuletzt gesehen hatte. Vorsichtig tasteten sie sich auf dem Geröll in den im Schatten liegenden Teil vor.
»Hier habe ich ihn rufen hören und dann hat er einmal aufgeschrieen.«
Pete sah Sinistra beunruhigt an. »Gehen Sie bitte zum Bus zurück und fragen Sie Pedro nach einer Taschenlampe.« »Ich hole eine«, unterbrach Ron und verschwand.
Pete griff nach seinem Feuerzeug und leuchtete mit ausgestrecktem Arm in den Schatten. »Warten Sie hier auf Ron«, sagte er zu Sinistra und untersuchte die vor ihm liegende Öffnung.
Soweit er im flackernden Licht der kleinen Feuerzeugflamme sehen konnte, setzte sich die Felsspalte leicht abfallend fort. Dem Müll im Eingangsbereich nach zu schließen, wurde dieser Ort wohl des Öfteren als Toilette benutzt. Die Nase rümpfend und jeden Schritt sorgfältig wählend, trat er langsam tiefer in die Öffnung hinein. Ein schwacher aber stetiger Luftzug kam ihm aus dem Felsspalt entgegen und er musste die zweite Hand zu Hilfe nehmen, um die Flamme des Feuerzeugs vor dem Wind zu schützen.
Pete war ungefähr zehn Meter vorangekommen, als Sinistra mit Ron hinterherkam. Sie trug zwei Taschenlampen, von denen eine allerdings nur noch eine Handvoll Glühwürmchen beeindrucken konnte. Die andere war glücklicherweise eine leistungsstarke LED-Lampe, die sie ihm reichte.
Pete leuchtete den Felsspalt in der Umgebung ab. Im weißblauen Lichtstrahl konnte er weitere zwanzig Meter in die Höhle hineinsehen, die sich verstärkt nach unten neigte und deren zerklüftete Decke sich nach hinten zuschnürte. Spuren von Fledermauskot bedeckten die vorspringenden Wände, aber nicht den Boden.
»Hier läuft nach dem Regen viel Wasser durch, Professor«, sagte Sinistra und deutete auf die relativ freien Stellen des Bodens zu ihren Füßen. Sie ging einige Schritte vor und Pete richtete den Strahl der LED-Lampe vor ihre Füße. Tatsächlich war der Boden tiefer im Spalt auch vom feinen Geröll wie leergefegt, während sie am Eingang und davor über Mengen davon hatten klettern müssen.
»Es kann gut sein, dass das ein Abfluss ist, den sich das Regenwasser der letzten Jahrhunderte durch den weichen Kalkfelsen gewaschen hat. In diesem Gebiet gibt es weite unterirdische Flüsse und Seen, die sich aus dem Oberflächenwasser speisen.« Sinistra deutete in die Höhle hinein. »Wir sollten aufpassen, Professor, nicht irgendwo einzubrechen. Diese Höhlen sind teilweise sehr tief und können in natürliche Cenotes münden.«
Pete beschlich ein ungutes Gefühl. Wenn Almond in ein solches unterirdisches Wasserreservoir gefallen war, würden sie ihn nur schwer finden. Er ging vorsichtig an Sinistra vorbei und näherte sich schrittweise dem sich absenkenden, tieferen Teil der Höhle. Er musste sich bereits ziemlich weit zurücklehnen, damit er nicht das Gleichgewicht verlor. Als er sich umsah, standen Sinistra und Ron gut zwei Meter über ihm.
Pete stützte sich auf einen unebenen Wandvorsprung ab und leuchtete in die Tiefe der Höhle. Es war sehr schwer, konkrete Konturen auszumachen, da jede Bewegung seiner Hand die Schatten auf der zerklüfteten Decke und den Wänden wild hin und her tanzen ließ und jegliche klaren Formen unkenntlich machte. Er wollte sich schon umdrehen, als ihm ein dunkler Fleck auf einem Felsen etwa fünf Meter unter ihm auffiel.
»Da unten ist etwas!« Er sah kurz in die besorgten Gesichter von Ron und Sinistra. »Das sehe ich mir noch an!«
Pete suchte sich an den Wandvorsprüngen Halt und ließ sich zu der Stelle hinab. Im direkten Licht der LED erkannte er das angetrocknete, dunkelrote Blut sofort.
»Er war hier und ist weiter runtergerutscht. Ich habe hier frisches Blut entdeckt.« Pete hörte, wie hinter ihm Sinistra zu ihm hinabstieg.
Als sie sich wackelig neben ihm festhielt, bemerkte er ihren ernsten Gesichtsausdruck.
Sie drehte sich zu Ron um, der im Licht der schwachen Taschenlampe nur als Silhouette zu erkennen war.
»Ron, geh zurück zum Bus und sage Pedro, er soll die Policia und das Institut informieren. Wir brauchen hier Höhlenbergsteigergerät und Taucheranzüge. Ich bleibe beim Professor.«
Ron nickte, drehte sich um und kletterte polternd wieder aus der Höhle, wobei ein paar Kiesel zu ihnen hinabregneten.
Sinistra nahm Pete die LED-Lampe aus der Hand und leuchtete in die tiefere Höhle hinein. Der Höhlenboden senkte sich auf der folgenden Strecke bedrohlich und der Durchmesser des Hohlraums schnürte sich weiter zu. Es kam Pete vor, als stünde er in einem überdimensionierten, nach unten gedrehten Rinderhorn.
»Sehen Sie, Professor! Dort hinten sieht es aus, als wäre die Höhle zu Ende. Aber davor!« Im Licht der Lampe war, wie ein ovaler Schatten, ein schwarzer Ausschnitt auf dem hellen Fels zu sehen. Als Sinistra etwas ihre Position veränderte, um den Einfallwinkel des Lichtes zu variieren, erkannte auch Pete das Loch. Es befand sich im Boden der Höhle und hatte etwa einen Meter Durchmesser.
Die Oberfläche des Kalksteins um das Loch herum sah aus wie poliert. Er erinnerte sich mit Grauen an die Worte Sinistras bezüglich des eindringenden Regenwassers, als er sich vorstellte, wie tief es in dem Loch wohl hinabgehen konnte.
»Mein Gott!«, entfuhr es ihm. »Wie lange wird es dauern, bis die Polizei mit der Ausrüstung hier ist?«, fragte er, Sinistra zugewandt.
»Vielleicht zwei Stunden, bestenfalls. Wir sind ungefähr noch eine halbe Wegstunde von Flores entfernt. Wenn dort die Ausrüstung nicht vorhanden ist, kann das alles viel länger dauern.« Sie wirkte niedergeschlagen. »Wenn er tief abgestürzt ist, können wir ihm ohnehin nicht mehr helfen.«
Über ihnen rumpelte etwas und taghelles Licht fiel in die Höhle. Ein Motor erstarb. Kleine Kiesel rieselten zu ihnen hinab, als der Sargento ein paar Meter zu ihnen herunterkam.
»Pedro hat mich über Funk gerufen, Señor. Ich habe fünfzig Meter Stahlseil auf der Seilwinde und diesen Trapezgurt, vielleicht hilft Ihnen das weiter.« Der Polizist wedelte mit dem Nylongurt.
Pete atmete erleichtert auf. »Lassen Sie uns hochgehen, Sargento, hier ist es für uns alle zu eng!«
Vor der Höhle überprüfte Pete die Seilwinde. Sinistra reichte ihm den Trapezgurt, den sie mit dem Ende des Stahlseils verbunden hatte.
»Seien Sie vorsichtig, Professor.« Ihre schwarzen Augen sahen ihn ernst an. »Das Loch kann sehr tief sein. Wir haben noch keine Antwort vom Institut oder vom Militär. Wenn Ihnen auch noch etwas zustößt, können wir nichts zu Ihrer Rettung unternehmen.«
»Wenn Almond noch lebt, zählt jede Minute. Ich muss da runter und nach ihm sehen«, entgegnete Pete.
Er stieg in den Trapezgurt und verriegelte die Karabiner vor seiner Brust.
»Ich werde meine Kommandos laut rufen. Wenn Ihr mich nicht mehr hören solltet, zieht mich langsam zurück.«
Er nahm die LED-Lampe und kletterte vorsichtig die Höhle hinab. Als er den Punkt mit den Blutspuren erreichte, drehte er sich und kletterte von da an mit den Füßen voran. Pete versuchte, nicht daran zu denken, was alles schief gehen könnte. Als er den polierten Boden um das Loch herum erreichte, überprüfte er den Karabiner des Trapezgurtes, der ihn hielt, ein letztes Mal und schwang seine Beine über den Rand. Mit der Lampe leuchtete er in den Tunnel hinein, der fast senkrecht im Boden unter ihm verschwand. Überrascht sah er, dass die Tunnelwand nach ungefähr sieben bis acht Metern abrupt endete und der Strahl der LED-Lampe sich im Nichts verlor.
»Der Schacht ist nicht sehr tief«, rief er den beiden zu. Er nahm einen Kiesel und warf ihn in den Schacht.
Pete schloss die Augen, um sich ganz auf sein Gehör zu konzentrieren. Leise kam aus der Tiefe ein plätscherndes Geräusch, als die Kiesel irgendwo unter ihm ins Wasser fielen.
»Da unten ist Wasser!« Er atmete auf. Das erhöhte die Chancen für Almond, sich nicht zu schwer bei einem Sturz verletzt zu haben. »Lasst mich langsam hinunter!«
»Achten Sie auf eine mögliche Strömung, Professor!«, rief Sinistra ihm zu. Er nickte und schwang sich in die Öffnung. Der Schacht führte fast senkrecht nach unten. Pete achtete darauf, sich mit den Füßen von der Schachtwand, die hinter der Öffnung wieder rauer geworden war, abzudrücken. Die Kalksteinschicht, durch die er hinabgelassen wurde, war gut zehn Meter dick.
Plötzlich stießen Petes Füße ins Leere.
»HALT!«, schrie er nach oben. Das Seil ruckte, als es anhielt, und die Karabiner zogen sich schmerzhaft vor seinem Brustkorb zu.
»Emmpfffff!« Ein Stöhnen entwich seinen zusammengebissenen Zähnen.
Seine Füße berührten die Wasseroberfläche. Er leuchtete mit der LED-Lampe umher.
Verblüfft hielt er die Luft an.
Podcasts
Jan Malte Andresen, die Stimme des Nordens bei NDR 2, hat mit seiner Firma earpaper die Produktion der Podcasts für Volume 1 übernommen. Die ersten drei Kapitel stehen in insgesamt zehn Abschnitten als Download (mp3, 9 - 16MB) zur Verfügung:
- Coruum Folge 1: Prolog
Guatemala, Region um Tikal, 17. August 2014 - Coruum Folge 2: Prolog
Guatemala, Region um Tikal, 17. August 2014 - Coruum Folge 3: Prolog
Guatemala, Region um Tikal, 17. August 2014 - Coruum Folge 4: Donovan
Schottland, Apholl Castle, 5. - 6. September 2014 - Coruum Folge 5: Donovan
Schottland, Apholl Castle, 6. September 2014 - Coruum Folge 6: Donovan
Schottland, Apholl Castle, 6. September 2014 - Coruum Folge 7: Ashia
Roter Nebel, Zentrum, Farmplanet Xee, 30. August 2014 - Coruum Folge 8: Ashia
Roter Nebel, Zentrum, Ankatarh, Cap del Nora, Hauptstadt der Gilde, 22. September 2014 - Coruum Folge 9: Ashia
Roter Nebel, Zentrum, Ankatarh, Cap del Nora, Hauptstadt der Gilde, 22. September 2014 - Coruum Folge 10: Ashia
Roter Nebel, Zentrum, Ankatarh, Cap del Nora, Hauptstadt der Gilde
Playlist
Die folgende Playlist enthält Songs, die der Autor für das Lesen der einzelnen Kapitel empfiehlt.
-
Kapitel 1: Erde
Hans Zimmer
Gladiator, 2000 Original Score
The Wheat, The Battle -
Kapitel 2: Erde
Klassik Werk
Klassik Lounge 2
Fairyland, … -
Kapitel 3: Zentrum
Moscow Symphony Orchestra
Outcast (The Original Soundtrack)
Oriental Spirit, … -
Kapitel 4: Erde
Klassik Werk
Klassik Lounge 2
La Esperanza, … -
Kapitel 5: Königreiche
Faithless
Live at Alexandra Palace
Insomnia, … -
Kapitel 6: Erde
Klassik Werk
Klassik Lounge 2
Track 7, … -
Kapitel 7: Königreiche
Faithless
Live at Alexandra Palace
Take The Long Way Home, … -
Kapitel 8: Erde
Klassik Werk
Klassik Lounge 2
Track 6, … -
Kapitel 9: Zentrum
Moscow Symphony Orchestra
Outcast (The Original Soundtrack)
World of Temples, … -
Kapitel 10: Königreiche
Faithless
Live at Alexandra Palace
Postcards, … -
Kapitel 11: Königreiche
Faithless
Live at Alexandra Palace
I Want More, Pt. 2, … -
Kapitel 12: Zentrum
Moscow Symphony Orchestra
Outcast (The Original Soundtrack)
The Ancient Forest World, … -
Kapitel 13: Erde
Klassik Werk
Klassik Lounge 2
DC Lounge Theme, Cap D'es Falco -
Kapitel 14: Königreiche
Faithless
Live at Alexandra Palace
Mass Destruction, …